Als Arbeitnehmer/in gegen eine Kündigung vorgehen

Eine ordentliche Kündigung durch die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber ist nichtig, wenn sie während einer der folgenden Sperrfristen erfolgt:

• bei Krankheit und Unfall mit Arbeitsunfähigkeit:
  • maximal 30 Tage im 1. Dienstjahr,
  • maximal 90 Tage im 2. bis 5. Dienstjahr,
  • maximal 180 Tage ab dem 6. Dienstjahr,
• während der ganzen Schwangerschaft und 16 Wochen nach der Niederkunft,
• vier Wochen vor und nach der Leistung des obligatorischen Militär- oder Zivildiensts mit einer Mindestdauer von 11 Tagen.

Hat die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber Ihnen vor Beginn einer Sperrfrist gekündigt, wird die Kündigungsfrist unterbrochen und erst nach Beendigung der Sperrfrist fortgesetzt. Das Arbeitsverhältnis wird allenfalls bis zum Ende eines Monats oder einer Arbeitswoche erstreckt.

Eine fristlose Kündigung ist auch während der Sperrfristen möglich. Während der Probezeit gelten keine Sperrfristen.

Um die Nichtigkeit der Kündigung geltend zu machen oder die Kündigungsfrist zu erstrecken, müssen Sie als Arbeitnehmer/in mit der Arbeitgeberin oder dem Arbeitgeber Kontakt aufnehmen und Ihre Arbeitsleistung anbieten. Dies ist formlos möglich, aus Beweiszwecken ist es jedoch empfehlenswert, dies schriftlich zu machen. Wenn Sie sich nicht einigen, können Sie ein Schlichtungsgesuch bei der Schlichtungsbehörde einreichen.

Die Geltendmachung der Nichtigkeit und der Erstreckung der Kündigungsfrist infolge Verletzung der Sperrfrist ist wichtig, um den Lohnanspruch zu sichern und damit Sie keine nachteiligen Folgen bezüglich des Anspruchs auf Taggelder der Arbeitslosenkasse haben.

Bei einer Kündigung während einer Sperrfrist ist es empfehlenswert, juristischen Rat zu suchen. Dafür können Sie die kostenlose Rechtsberatung in Arbeitsrecht der Schlichtungsbehörden des Kantons Bern in Anspruch nehmen.

Mehr Informationen zur Rechtsberatung der Schlichtungsbehörden

Sind Sie innerhalb von sechs Monaten vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses Vater geworden und haben Sie Ihren Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen nicht oder nicht ganz bezogen, verlängert sich die Kündigungsfrist um die noch nicht bezogenen Urlaubstage.

Eine Kündigung kann aufgrund der Umstände, wie die Kündigung ausgesprochen worden ist, oder der Kündigungsgründe missbräuchlich sein. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber die Kündigung ausgesprochen hat,

• um ausschliesslich zu vereiteln, dass Ihnen Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis entstehen,
• weil Sie nach Treu und Glauben Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis geltend machen.

Sie müssen als Arbeitnehmer/in beweisen, dass die Kündigung missbräuchlich ist.

Hat die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis missbräuchlich gekündigt, ist die Kündigung zwar gültig, Sie können jedoch eine Entschädigung von bis zu sechs Monatslöhnen geltend machen. Dazu müssen Sie bei der Arbeitgeberin oder dem Arbeitgeber während der Kündigungsfrist Einsprache gegen die Kündigung erheben.

Können Sie sich mit der Arbeitgeberin oder dem Arbeitgeber nicht einigen, müssen Sie innert 180 Tagen nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ein Schlichtungsgesuch bei der Schlichtungsbehörde einreichen.

Wenn Sie als Arbeitnehmer/in der Ansicht sind, dass das Ihnen vorgeworfene Verhalten nicht zutrifft, müssen Sie dies unverzüglich schriftlich gegenüber der Arbeitgeberin oder dem Arbeitgeber bestreiten und eine Entschädigung geltend machen. Sie können den Lohn bis zum ordentlichen Kündigungstermin sowie eine Entschädigung von bis zu sechs Monatslöhnen verlangen.

Reagiert die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber nicht auf Ihr Schreiben, können Sie ein Schlichtungsgesuch bei der Schlichtungsbehörde einreichen.

Wenn Sie nicht direkt eine neue Stelle antreten, lohnt es sich, dass Sie sich unverzüglich bei der Arbeitslosenkasse Ihres Wohnsitzes anmelden.